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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (erste Ausgabe 1960)

Wanderungen

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Wanderungen  (Wanderungen, Pl.,)


Die Wanderungen1 stellen im Rahmen der demographischen Betrachtung eine wichtige Seite der Mobilität2 (Beweglichkeit2) einer Bevölkerung dar. Man versteht unter Wanderung1 (Wanderungsbewegung1) die Gesamtheit der Ortsveränderungen mit dem Ziele der Verlegung des „Wohnortes” (310-6) von einem Wegzugsort3 (bisheriger Wohnort3) nach einem Zuzugsort4 (neuen Wohnort4). Man unterscheidet endgültige Ortsveränderungen von den zeitweiligen Ortsveränderungen, wobei als Abgrenzungsmerkmal die Abwesenheitsdauer5 vom Wegzugsorte und die Anwesenheitsdauer6 am Zuzugsorte dient.

  • 1. Wanderung, S. f. — Wanderer, S. m. — Wanderung hat noch einen anderen Sinn: den des Durchmessens eines Gebietes zu Fuß, meist zur Erholung, ein Sinn, der besonders in dem Verbum wandern und dem Substantivum der Wanderer (Wandersmann) hervortritt. Anstelle eines hier fehlenden Adjektives (wie im Französischen „migratoire”) wird „Wanderungs-” als Bestimmungswort in zusammengesetzten Hauptwörtern verwendet, z. B. „Wanderungsstärke”, „Wanderungsbewegung”. Man sagt manchmal räumliche Wanderung (Verschiebung), doch ist das ein Pleonasmus, wenn der Begriff der Wanderung nur in dem in 801 definierten Sinne gebraucht wird. Für nicht räumliche Verschiebungen sollte der Begriff „Wanderung” nicht verwendet werden. Zu beachten ist, daß der Begriff der „Verschiebung” sowohl in intransitivem wie in transitivem Sinne gebraucht wird, ersteres synonym mit Wanderung, letzteres zumeist als Zwangsverschiebung einer Bevölkerung (Bevölkerungsgruppe, 812-6).
  • 2. Neben der räumlichen (physischen, geographischen) Mobilität (Beweglichkeit) einer Bevölkerung gibt es auch eine „Berufsmobilität” („Berufsbeweglichkeit”, 921-1) und eine „soziale Mobilität” („soziale Beweglichkeit”, 920-5). Für räumliche Mobilität wird bisweilen horizontale Beweglichkeit, für soziale Mobilität (sozialer Auf- und Abstieg, 920-6 und 7) vertikale Beweglichkeit gebraucht. Für die Unterscheidung der endgültigen Ortsveränderungen von den zeitweiligen Orts Veränderungen ist die Verlegung des Wohnortes das entscheidende Merkmal. In besonderen Fällen (806) wird die Bezeichnung „Wanderung” auch für Ortsveränderungen ohne Aufgabe des bisherigen Wohnsitzes gebraucht.
  • 3. Statt „Wanderung” wird vielfach auch der Begriff Umzug über die Gemeindegrenzen verwendet. Die Umzüge innerhalb ein und derselben Gemeinde, auch Ortsumzüge genannt, werden im allgemeinen nicht zur Wanderung gerechnet, jedoch vielfach ebenfalls statistisch erfaßt.
    In Gesellschaften auf einer frühen Entwicklungsstufe sind zwei Haupttypen der Wanderung zu unterscheiden: Nomadenwanderung und Völkerwanderung. Unter Nomadenwanderung ist in der Hauptsache das Umherziehen innerhalb bestimmter Weidegründe, unter Völkerwanderung der Zug ganzer Völkerschaften auf der Suche nach neuen Wohngebieten zu verstehen. Unter Völkerwanderung in neuerer Zeit können auch „Gruppenwande-rungen” (811-2} verstanden werden.
  • 4. Bei den „internationalen (zwischenstaatlichen) Wanderungen” (802-2) spricht man, von den Einwanderern (802-3*) her gesehen, von ihrem Wegzugsland (Heimatland) und ihrem Zuzugsland (Zielland, Aufnahmeland). Von Asylland spricht man nur bei „politischen Flüchtlingen” (812-4*), denen der Zuzugsstaat das Asyl recht zuerkennt.


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