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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (erste Ausgabe 1960)

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Man versteht im allgemeinen unter Geborenenziffer1 („Geburtlichkeit”, „Natalität”, 601--1) eine „Häufigkeitsziffer” (133-4), die durch die Beziehung der in einer „Bevölkerung” (101-3) beobachteten Zahl der „Geborenen” (601-3) auf den mittleren Stand dieser Bevölkerung zustandekommt. Ohne nähere Bestimmung gebraucht, bedeutet Geborenenziffer die rohe Häufigkeitsziffer der Lebendgeborenen2, üblicherweise berechnet für ein Jahr oder umgerechnet auf ein Jahr, die Zahlen der „Lebendgeborenen” (601-5) bezogen auf die „mittlere Bevölkerung” (401-5) des Beobachtungszeitraumes. Werden auch die „Totgeborenen” (410-6a) in die Geborenenziffer einbezogen, so muß diese als allgemeine Geborenenziffer3 bezeichnet werden. Man gliedert schließlich die Geborenenziffer auch in die Häufigkeitsziffer der ehelich Geborenen4 (kürzer, aber sprachlich weniger korrekt, meist als eheliche Geborenenziffer4 bezeichnet) und die Häufigkeitsziffer der unehelich Geborenen5 (kürzer, aber sprachlich weniger korrekt, meist als uneheliche Geborenenziffer5 bezeichnet). Meistens wird indessen der Anteil der unehelich Geborenen6 von allen Geborenen (im allgemeinen von 100) berechnet. Ähnliche Verfahren wie bei der „Sterblichkeit” (403) führen zur standardisierten Geborenenziffer7 (Vergleichsziffer der Ge-borenenhäufigkeit7, bereinigte Geborenenziffer7). Die Geborenenziffern werden üblicherweise auf 1000 der Bevölkerung berechnet. Bei Fehlen von Angaben über die Geborenen wird bisweilen die Kinder-Frauenziffer8 durch Beziehung der Zahl der Kinder zwischen 0-4 oder 5-9 Jahren auf die Zahl der im „gebärfähigen Alter stehenden Frauen” (620-1*) berechnet.

  • 1. Zu dem ungenauen Gebrauch der Bezeichnung „Geburtenziffer” statt „Geborenenziffer” siehe 601-3*.
  • 7. Siehe auch 135-6*.

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Die allgemeine Bezeichnung Fruchtbarkeitsziffer1 kann auf alle Häufigkeitsziffern angewendet werden, die die aus einer Personengruppe eines Geschlechts hervorgehenden Geborenen auf die „im gebärfähigen (zeugungsfähigen) Alter stehenden Personen” (620-1*) dieser Gruppe beziehen. In Ermangelung einer näheren Angabe ist die weibliche Fruchtbarkeitsziffer2 (grammatisch richtiger: Häufigkeitsziffer der weiblichen Fruchtbarkeit2, Fruchtbarkeitsziffer der Frauen2) gemeint, d. i. die entsprechende Beziehung für eine Gruppe von Frauen. Seltener wird die männliche Fruchtbarkeitsziffer3 (grammatisch richtiger: Häufigkeitsziffer der männlichen Fruchtbarkeit3, Fruchtbarkeitsziffer der Männer3) in analoger Weise gebildet. Die Fruchtbarkeitsziffer wird gewöhnlich auf 1000 der betrachteten Gruppe berechnet. Eine Ziffer, bei der die „ehelich Geborenen” (610-3) auf die „verheirateten Frauen im gebärfähigen Alter” (515-7 und 620-1*) bezogen sind, heißt eheliche Fruchtbarkeitsziffer4 (grammatisch richtiger: Fruchtbarkeitsziffer für ehelich Geborene4 oder Fruchtbarkeitsziffer der verheirateten Frauen4), und eine Ziffer, bei der die unehelich Geborenen auf die unverheirateten Frauen im gebärfähigen Alter bezogen sind, uneheliche Fruchtbarkeitsziffer5 (richtiger: Fruchtbarkeitsziffer für unehelich Geborene5 oder Fruchtbarkeitsziffer der unverheirateten Frauen5). Wenn keine Unterscheidung im Bestand der Geborenen nach der „Ehelichkeit” (610-1) noch im Bestand der gebärfähigen Frauen nach dem „Familienstand” (515-1) getroffen ist, spricht man von der allgemeinen Fruchtbarkeitsziffer6. Je nachdem, ob eine Unterscheidung nach dem Alter der Frauen getroffen ist oder nicht, spricht man von Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter8 (altersspezifische Fruchtbarkeitsziffern8) oder Gesamtfruchtbarkeitsziffern.7.

  • 2. Bei manchen Berechnungen, z. B. der Reproduktionsziffer, werden nur die weiblichen Geborenen berücksichtigt.
  • 4. Eheliche Fruchtbarkeit: Fruchtbarkeit der verheirateten Personen.
  • 5. Uneheliche Fruchtbarkeit: Fruchtbarkeit der unverheirateten Personen.
  • 6. Allgemeine Fruchtbarkeit: Fruchtbarkeit ohne Unterscheidung des Familienstandes.

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Bei der Untersuchung der Fruchtbarkeit einer Ausgangsmasse1 (Fruchtbarkeit einer Kohorte1,116-2) betrachtet man häufig die tatsächliche Nachkommenschaft2 der Ausgangsmasse, d. h. die Zahl der Kinder, die aus ihr bis zum Betrachtungszeitpunkt hervorgegangen sind. Man spricht von endgültiger Nachkommenschaft3, wenn die Glieder der Ausgangsmasse das „Alter der Reproduktionsfähigkeit” (620-1*) überschritten haben, von vorläufiger Nachkommenschaft4 im gegenteiligen Falle.

  • 3. Von vollständiger Nachkommenschaft, anstelle von „endgültiger Nachkommenschaft” zu sprechen, wurde einen Doppelsinn herbeiführen: vollständige Nachkommenschaft kann auch bedeuten, daß nur vollständig gebliebene Ehen bis zur Erreichung der Grenze der Reproduktionsfähigkeit betrachtet worden sind, während die durch Tod oder Ehescheidung aufgelösten Ehen darin nicht enthalten sind. „Endgültige Nachkommenschaft” dagegen schließt letztere Ehen mit ein.

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Zur Erfassung der Produktivität der Ehen1 dient die Fruchtbarkeitsziffer nach der Ehedauer2. Durch Aufsummierung dieser Fruchtbarkeitsziffern gelangt man zu einem synthetischen Produktivitätsindex der Ehen3 (634-3). Durch zusätzliche Berücksichtigung des Heiratsalters läßt er sich weiter verfeinern. Die durchschnittliche Kinderzahl je Ehe4 kann auf verschiedene Weise berechnet werden, je nachdem, ob man die Ehen mit noch nicht abgeschlossener Fortpflanzung einbezieht oder nicht. Wenn man sie für eine Ausgangsmasse von Ehen mit abgeschlossener Reproduktionsfähigkeit berechnet, wird sie identisch mit der Zahl der „endgültigen Nachkommenschaft” (632-3).

  • 1. Produktivität, S. f. Synonym für „Fruchtbarkeit” (601-1) — produktiv, Adj. — produzieren (= hervorbringen), V. t.

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Man nennt Fruchtbarkeitstafel1 eine „Tafel” (153-1), die eine oder mehrere Reihen von „Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter” (631-8) enthält, entweder für eine gegebene Bevölkerung oder für einen Generationsablauf (116-1). Fruchtbarkeitstafeln enthalten häufig drei Reihen von Fruchtbarkeitsziffern nach dem Alter: die „allgemeinen Fruchtbarkeitsziffern” (631-6), die „ehelichen Fruchtbarkeitsziffern” (631-4) und die „unehelichen Fruchtbarkeitsziffern” (631-5). Diese Reihen stellen den entsprechenden Verlauf der Fruchtbarkeit2 (die entsprechende Fruchtbarkeitsfunktion2) dar. Die Summe der Reihe der allgemeinen Fruchtbarkeitsziffern kann als Index der Gesamtfruchtbarkeit3 (synthetischer Fruchtbarkeitsindex3, 136-1) bezeichnet werden. Häufiger wird für diesen Zweck die „rohe Reproduktionsziffer” (711-4) verwendet, die aus diesem Index durch Multiplizieren mit dem Anteil der weiblichen Geborenen an allen Geborenen gewonnen werden kann. Dieser Anteil ist das Komplement zum Knabenanteil der Geborenen4. Das Geschlechtsverhältnis (Geschlechterverhältnis, Sexualproportion) der Geborenen5 (320-5), meist berechnet, indem man die Zahl der geborenen Knaben auf die der geborenen Mädchen bezieht, wird bisweilen als das sekundäre Geschiechtsverhältnis (Geschlechterverhältnis5) bezeichnet. Aus dem Geschlechtsverhältnis der „Lebendgeborenen” (601-5), der „Totgeborenen” (410-6 a) und der „Embryonen” (602-7) versucht man das primäre Geschiechtsverhältnis6, d. h. das Geschiechtsverhältnis der Früchte unmittelbar nach der Empfängnis7 abzuleiten.

  • 1. Nicht zu verwechseln mit den hier behandelten „Fruchtbarkeitstafeln” sind die Tafeln der ehelichen Produktivität, die „Fruchtbarkeitsziffern nach der Ehedauer” (633-2) darstellen.

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Die „Fruchtbarkeit der Ehen” kann bei einer Volkszählung durch eine Familienstatistik1 beleuchtet werden, in der die Ehen nach der Kinderzahl gegliedert sind. Diese Gliederung gibt Aufschluß über die Familiengröße2. Die Familienstatistiken weisen entweder die überhaupt geborenen Kinder aus (meist einschließlich der legitimierten Kinder), vielfach beschränkt auf die lebendgeborenen Kinder (601-5), oder nur die beim Zählungszeitpunkt überlebenden Kinder3. In letzterem Fall wird die Gliederung nach der Zahl der Kinder oft nur unterhalb einer gewissen Altersgrenze -vorgenommen; Man kann auch eine Gliederung nach der Zahl der unversorgten Kinder4 (358-1) vornehmen. Bei der Erforschung der Fruchtbarkeit der Ehen interessieren besonders die Ehen mit abgeschlossener Fortpflanzung5 (Ehen mit abgeschlossener Fruchtbarkeit5), in denen die Frau das „Alter der Gebärfähigkeit” (620-1*) überschritten hat, ohne daß dabei die Ehe vorzeitig aufgelöst wurde (510-1).

  • 2. Der Begriff der kinderreichen Familie schwankt, da er durch die allgemeine Fruchtbarkeit der gegebenen Bevölkerung bestimmt wird. In einer Bevölkerung mit schwacher durchschnittlicher Fortpflanzung mag schon eine Familie mit drei Kindern als „kinderreiche Familie” gelten, während in Bevölkerungen mit einer stärkeren durchschnittlichen Vermehrung die untere Grenze bei vier oder fünf Kindern gesetzt wird. Der in Frankreich gebräuchliche Begriff „famille normale” bezeichnet dort eine Familie mit einer Kinderzahl, die im Durchschnitt eben genügt, um die Bevölkerungszahl aufrechtzuerhalten. Der Ausdruck ist nicht zu empfehlen, da er in dem Streit um Abnahme, Gleichbleiben oder Vermehrung als Ziele der Bevölkerungspolitik nicht neutral ist.

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Geborenen- oder Fruchtbarkeitsziffern nach der Ordnungs-(Rang-)zahl1 (611-1) werden berechnet, indem man in den Zähler nur die Geborenen einer bestimmten Ordnungszahl (611-1) übernimmt. Spezifische Fruchtbarkeitsziffern nach der Ordnungszahl der Kinder2 sind Ziffern, bei deren Berechnung die Geborenen einer bestimmten Ordnungszahl auf die Frauen bezogen werden, die ieine Geburt dieser Ordnungszahl haben können, also z. B. die erstgeborenen Kinder bezogen auf die Frauen mit null Kindern, die zweitgeborenen Kinder bezogen auf die Frauen mit einem Kind usw. Handelt es sich bei den Frauen im Nenner nicht um deren mittleren Bestand, sondern um den Bestand eines bestimmten Geburts- oder Ehejahrgangs am Beginn des Beobachtungszeitraumes, so erhält man Fortpflanzungswahrscheinlichkeiten nach der Ordnungszahl der Kinder3. Das Verhältnis der Zahl der Frauen, die mindestens n + 1 Kinder gehabt haben, zu der Zahl der Frauen, die mindestens n Kinder gehabt haben, heißt Zuwachswahrscheinlichkeit der Familien mit n Kindern4.

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Man versucht manchmal, die Fortpflanzungsfähigkeit der fruchtbaren „Paare” (503-4) zu berechnen, indem man von der natürlichen Fruchtbarkeit2, d.h. der Fruchtbarkeit der Paare ohne Empfängnisverhütung1 (624-1) ausgeht. Untersuchungen über die Empfängniszeiten solcher Paare erlauben es, die Empfängniswahrscheinlichkeit3 zu schätzen, worunter die Wahrscheinlichkeit einer Empfängnis während eines „Menstruationszyklus” (622-5) zu verstehen ist. Verfügt man über gynäkologische Kalender4 (Menstruationskalender4), in denen alte wesentlichen Tatsachen des Geschlechtslebens der Paare verzeichnet sind, so ist es möglich, durchschnittliche Empfängnishäufigkeitsziffern5 (durchschnittliche Empfängnishäufigkeiten5) während der Perioden, in denen die Paare dem Konzeptionsrisiko ausgesetzt6 (134-3) waren, zu berechnen. Der reziproke Wert davon ist die durchschnittliche Dauer der Empfängnismöglichkeit auf eine Empfängnis7, die im allgemeinen in Monaten angegeben wird. Der Vergleich der Empfängnishäufigkeiten für empfängnisverhütende und nicht verhütende Paare liefert einen Maßstab für die Wirksamkeit der Empfängnisverhütung8.


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